Geniale Technik, die unter die Haut geht
Mediziner am Kreiskrankenhaus Frankenberg setzen zweitausendsten Herzschrittmacher ein
Frankenberg, 15. August 2018. Jeder Schlag zählt. Ein Leben lang. Rund um die Uhr arbeitet das Herz: Es pumpt Blut durch unseren Körper und versorgt Organe und Gewebe mit Sauerstoff. Als Motor für den Blutkreislauf bildet dieses etwa faustgroße Organ die Grundlage unseres Lebens. Wenn das Herz aus dem Takt kommt, kann ein Herzschrittmacher helfen: Seit 60 Jahren werden die „Lebensretter“ bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen eingepflanzt. Das Kreiskrankenhaus Frankenberg gehört in der Region Nordhessen zu den Kliniken mit der größten Implantationserfahrung: Vor wenigen Tagen hat das Team um Kardiologie-Chefärztin Dr. Elisabeth Pryss den zweitausendsten künstlichen Schrittmacher eingesetzt.
Mehr Lebensqualität für Patienten
In Gemeinschaftsarbeit führten die früheren Chefärzte, Dr. Harald Schmid (Innere Medizin) und Dr. Dieter Wagner (Chirurgie), die Schrittmacher-therapie am Kreiskrankenhaus ein. Seitdem haben diese Implantate vielen Patienten wieder zu mehr Lebensqualität verhelfen können. „Wenn der eigene Herzrhythmus zu langsam ist oder ganz aussetzt oder bei Belastung nicht genug ansteigt, kann dies zu Schwäche, Schwindel, Luftnot oder Ohnmachts-anfällen führen“, erklärt Dr. Elisabeth Pryss das kleine medizinische Gerät, das durch einen elektrischen Impuls den regelmäßigen Herzschlag wieder anregt und ein stabilen Herzrhythmus garantiert. Die Patienten können wieder arbeiten, verreisen und nach Rücksprache mit dem Arzt sportlich aktiv sein.
Modelle immer kleiner und komplexer
Moderne Herzschrittmacher sind vergleichsweise klein geworden. Ein Zweikammerschrittmacher hat heute eine Größe von etwa 5 mal 3 mal 0,5 Zentimetern. Dünne Spezialdrähte (Elektroden) werden über die Venen zum Herz geführt und dort mit einem weichen Anker oder einer kleinen Schraube befestigt. Anschließend wird der eigentliche Schrittmacher, der von außen programmiert werden kann, mit den Elektroden verschraubt und unter die Haut geschoben. Nun kann der Herzrhythmus registriert werden. „Werden Störungen bzw. fehlende Herzschläge festgestellt, wird der Herzschrittmacher als künstlicher Taktgeber aktiv“, erläutert die Chefärztin, die in ihrer medizinischen Laufbahn als Kardiologin bereits mehr als 1.000 Schrittmacher eingesetzt hat. Die Auswahl des Schrittmachers erfolgt individuell. Entscheidend ist die zugrunde liegende Herzerkrankung und die bestehende Herzrhythmusstörung. Einkammer- und Zweikammerschrittmacher sind die am häufigsten eingesetzten Implantate. Soll zusätzlich versucht werden, die Pumpleistung des Herzens zu verbessern, ist ein Dreikammerschrittmacher sinnvoll. Die Chefärztin betont: „Die Auswahl des Herzschrittmachers ist in jedem Fall maßgeschneidert.“
Operation unter örtliche Betäubung
„Der kleine chirurgische Eingriff dauert in der Regel nicht länger als eine Stunde“, sagt Dr. Elisabeth Pryss. Dabei wird unter örtlicher Betäubung ein kleiner Schnitt unterhalb des Schlüsselbeins gemacht und eine passende Vene gesucht, über die die Elektroden bis zum Herzen vorgeschoben werden. „Komplikationen sind dabei die Ausnahme“, so die Spezialistin. Dann werden die Elektroden verankert, mit dem Schrittmacher verbunden und das Gerät optimal eingestellt. Der Patient kann „in der Regel vom OP-Tisch wieder aufstehen“. Bevor er jedoch nach Haus entlassen werden kann, wird der Herzschrittmacher noch einmal kontrolliert. Der Patient bekommt einen entsprechenden Ausweis, den er ständig bei sich tragen sollte.
Regelmäßig zur Kontrolle
Bei regelmäßigen Kontrollterminen wird die Funktionsfähigkeit des Herzschrittmachers und der Zustand der Batterie geprüft. Die Lebensdauer beträgt fünf bis zehn Jahre. Ist die Batterie erschöpft, wird das Gerät ausgetauscht, die Elektroden in aller Regel aber belassen. Dabei ist der stetige Fortschritt seit dem ersten Herzschrittmacher-Modell vor 60 Jahren faszinierend. „Wir verfügen über modernste Technik, die medizinische Daten des Patienten online an den behandelnden Arzt weiterleitet, um bei einer Veränderung sofort reagieren zu können“, erklärt die Frankenberger Chefkardiologin auch mit Blick auf implantierbare Defibrillatoren (ICD), kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) und Ereignisrekorder (ILR). „Es ist einfach geniale Technik.“
Info und Kontakt:
- Die Klinik betreibt eine kardiologische Ambulanz, erreichbar unter Telefon 06451 55442.
- Ambulante kardiologische Untersuchungen bzw. Operationen sind unter besonderen Bedingungen möglich. Bitte informieren Sie sich dazu über die kardiologische Ambulanz, die auch Termine für die Privatsprechstunde vergibt.
- Ambulante Behandlungsleistungen sind: Echocardiographie, Transösophageale Echocardiographie (TEE), Stressechocardiographie (medikamentös oder dynamisch), Ergometrie, 24-Stunden-Langzeit-EKG, 24-Stunden-Langzeit-Blutdruck, Neuimplantantion und Wechsel sowie Kontrolle von Ereignisrecorder, Herzschrittmacher, ICD und CRT, Diagnostik von Fettstoffwechselstörungen, Lungenfunktionsdiagnostik, Schlafanalyse.