Akademisches Lehrkrankenhaus der Philipps Universität Marburg

Herz unter Druck – Volkskrankheit Hypertonie

Telefonaktion des Kreiskrankenhauses zur Herzwoche

In diesem Jahr finden die etablierten Herzwochen der Deutschen Herzstiftung mit vielen Veranstaltungen unter dem Motto „Herz unter Druck“ statt. Das Kreiskrankenhaus Frankenberg nimmt pandemiebedingt nicht mit einer Präsenzveranstaltung, sondern mit einer Telefonaktion teil. „Wir hoffen sehr, im nächsten Jahr wieder an gewohnter Stelle in der dann renovierten Ederberglandhalle unseren Herztag anbieten zu können“, gibt sich Frau Dr. med. Elisabeth Pryss, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie am Kreiskrankenhaus Frankenberg zuversichtlich.

„In diesem Jahr bieten wir die Möglichkeit, am 18. November zwischen 15:00 und 17:00 Uhr über eine eigens eingerichtete Telefonhotline persönlich mit mir zu sprechen. Ich freue mich auf viele Anrufer mit Fragen zum Thema Bluthochdruck.“

Die deutsche Herzstiftung berichtet in einer Pressemitteilung zur Herzwoche über das Massenphänomen Hypertonie und seine Folgen: Über 20 Millionen Menschen haben in Deutschland einen hohen Blutdruck, etwa jeder dritte Erwachsene – sehr viele wissen nichts von ihrem Bluthochdruck. „Diese hohe Dunkelziffer der unerkannten und somit unbehandelten Bluthochdruckleiden ist besorgniserregend. Denn jede auch so geringe Erhöhung des Blutdrucks schädigt Gefäße und auf Dauer lebenswichtige Organe wie Herz, Gehirn oder Nieren“, warnt der Herzspezialist Prof. Dr. med. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung anlässlich der bundesweiten Herzwochen. Zu den schwerwiegenden Komplikationen eines dauerhaften unzureichend oder nicht behandelten Bluthochdrucks gehören Herzschwäche, Gehirnblutung und Schlaganfall sowie Vorhofflimmern und Nierenversagen.

Blutdruckmessen: die beste Vorsorge

Das Tückische am Bluthochdruck: Obwohl Organe möglicherweise bereits geschädigt sind, macht er sich nicht mit Beschwerden bemerkbar. „Vor allem ein dauerhaft erhöhter Blutdruck lässt den Körper an den hohen Druck gewöhnen. Man fühlt sich dennoch gut“, berichtet Meinertz. Symptome wie Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen oder Nasenbluten können, müssen aber nicht auftreten. „Wenn sich Bluthochdruck mit Beschwerden bemerkbar macht, ist es in aller Regel schon zu spät, weil es bereits zur Schädigung von Gefäßen und Organen gekommen ist“, so Meinertz. Umso wichtiger bei der Vorsorge ist die frühe und rechtzeitige Erkennung des Bluthochdrucks durch Messung, damit der Blutdruck medikamentös und auch mit einem gesunden Lebensstil gut eingestellt werden kann.

Eine schwere Komplikation eines unkontrollierten Bluthochdrucks ist die „hypertensive Herzkrankheit“. Hoher Blutdruck führt auf Dauer wegen der chronischen Druckbelastung auf das Herz zu einer Vergrößerung der Muskelmasse der linken Herzkammer, wodurch das Herz an Elastizität und Leistungskraft verliert. Die Herzkammer kann sich in der Entspannungsphase (Diastole) nicht mehr ausreichend mit Blut füllen. „Es entsteht zunächst eine Herzschwäche mit erhaltener Pumpkraft (Auswurffraktion), aber die Patienten leiden bereits an typischen Symptomen einer Herzschwäche wie Luftnot und leichte Ermüdbarkeit, weil der Organismus nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden kann“, erläutert Meinertz. Hinzu kommt in diesem Stadium das Risiko eines plötzlichen Herztods. Denn Rhythmusstörungen sind die häufigste Folge der auch „Hochdruckherz“ genannten hypertensiven Herzkrankheit.

Schlaganfall und Herzinfarkt: Warum durch Bluthochdruck?

Bei Bluthochdruckpatienten besteht allein aufgrund der dauerhaften Gefäßbelastung durch den erhöhten Blutdruck ein Risiko für Schlaganfall. „Der permanent hohe Blutdruck ist der mit Abstand wichtigste Risikofaktor für den Schlaganfall. Dazu kommt es zumeist, weil thrombotisches oder arteriosklerotisches Material aus den Halsschlagadern mit dem Blutstrom ins Gehirn schwemmt und dort ein Gefäß verstopfen“, erklärt Meinertz. Eine andere Ursache für den Schlaganfall sind Blutgerinnsel (Thromben), die sich aufgrund der Rhythmusstörung Vorhofflimmern im linken Vorhof des Herzens bilden und ins Gehirn gelangen. Anders als beim Schlaganfall ist Bluthochdruck für die KHK (Koronare Herzerkrankung) und den akuten Herzinfarkt nur ein Risikofaktor neben einer Reihe weiterer Faktoren wie genetische Disposition, Fettstoffwechselstörungen, Rauchen oder Zuckerkrankheit. „Allerdings geht jeder zweite Herzinfarkt auf das Konto eines Bluthochdrucks“, betont Meinertz. Die KHK ist eine Durchblutungsstörung wegen verengter Herzkranzgefäße („Arterienverkalkung“) und die Grunderkrankung des Herzinfarkts. Bluthochdruck wirkt dauerhaft schädigend auf die Blutgefäße, indem er ihr Endothel, die zarte innere Zellschicht, die die Blutgefäße von innen wie eine schützende Tapete auskleidet, wirkt. Leidet das Endothel, leiden auch die Blutgefäße – und das wiederum erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. „Da die meisten der von einem unkontrolliert hohen Blutdruck verursachten Schäden nicht reparabel sind, ist die frühzeitige Messung und therapeutische Einstellung eines hohen Blutdrucks zwingend notwendig.“

Die Telefonhotline zu Frau Dr. Pryss ist geschaltet am 18. November 2021 von 15 bis 17 Uhr. Bitte rufen Sie in diesem Zeitraum unter der Nummer 06451-55 373 an.

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