Akademisches Lehrkrankenhaus der Philipps Universität Marburg

Herztag - Ederberglandhalle bis auf den letzten Platz besetzt

Die Referenten mit Geschäftsführer Gerhard Hallenberger (rechts) und dem ehemaligen Chefarzt der Kardiologie Dr. Harald Schmid (links).

Herz außer Takt

Frankenberg, 9. November 2018. Die Ederberglandhalle war beim 17. Herztag des Kreiskrankenhauses Frankenberg bis auf den letzten Platz gefüllt. Über 300 Zuhörer verfolgten die Vorträge der drei Referenten. Der Geschäftsführer des Kreiskankenhauses Gerhard Hallenberger begrüßte die Gäste mit einem „Herzlich Willkommen“ und machte damit direkt darauf aufmerksam, wie tief das Herz in unsere Sprache verwurzelt ist. Als Zentralorgan des Körpers nimmt es Einfluss auf unser Wohlbefinden.

Zu Beginn referierte Frau Dr. Elisabeth Pryss, Chefärztin der Kardiologie am Kreiskrankenhaus über das Thema Vorhofflimmern, welches die Deutsche Herzstiftung als Motto für die diesjährigen Herzwochen ausgegeben hatte. Dr. Pryss erklärte eingängig die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten des Vorhofflimmerns.

Das Vorhofflimmern entsteht, wenn die elektrischen Impulse zur Auslösung des Herzschlages nicht fehlerlos funktionieren. Das Herz schlägt dann viel zu schnell, aber nicht rhythmisch, wodurch der Blutfluss gestört wird. Das Vorhofflimmern selbst ist nicht lebensbedrohlich, kann aber als sehr belastend empfunden werden. Das Risiko für einen Schlaganfall ist somit stark erhöht, da sich im gestörten Blutfluss im Vorhof des Herzens nicht selten Gerinnsel bilden, die dann im Gehirn Arterien verstopfen können. Es bestehen mehrere Behandlungsansätze: Nach der Neudiagnose eines Vorhofflimmerns versucht man durch verschiedene Medikamente, den Herzrhythmus zu normalisieren. Eine Heilung ist nicht zu erwarten, eine dauerhafte Einstellung mit geringen Symptomen jedoch meistens zu erreichen. Gelingt dies nicht, kann mit einem Elektroschock unter Narkose der Herzrhythmus wieder normalisiert werden. Als weitere Alternative bietet sich die Katheterablation an. Hierbei werden in einem speziellen Herzkatheterlabor durch Elektrophysiologen bestimmte Stellen im linken Vorhof oder an den sogenannten Pulmonalvenen verödet, die für falsche Impulse verantwortlich sein können. Neben der Therapie des Vorhofflimmerns selbst, ist als zweiter Behandlungspfad in der Regel die Anwendung blutverdünnender Medikamente zur Reduzierung des Schlaganfallsrisikos notwendig.

Die Allgemeinmedizinerin und Diabetologin aus Marburg Frau Silvia Hewel-Hildebrand referierte im Anschluss über Diabetes. In Ihrem Vortrag machte sie darauf aufmerksam, dass uns eine Epidemie an Diabetes-Fällen droht. Die Zahlen steigen weltweit an. Diabetes Typ 2 bleibt oft lange Zeit unerkannt und führt dadurch zu bleibenden Schäden an Nerven und Gefäßen. Sehr viele Diabetiker entwickeln hierdurch Herzerkrankungen, Durchblutungsstörungen und Nervenschädigungen. Nur durch eine konsequente Behandlung und insbesondere Lebensführung können diese Spätfolgen minimiert werden. Frau Hewel-Hildebrand stellte die verschiedenen Klassen an Diabetes-Medikamenten vor und erklärte den Einfluss von Ernährung, Bewegung und Stressreduktion auf den Verlauf. Diese letzten drei Säulen sind auch geeignet, das Auftreten eines Diabetes zu verhindern, hinaus zu zögern oder die Ausprägung der Folgen zu verringern. Frau Hewel-Hildebrand bietet Dienstags eine Diabetes-Sprechstunde nach telefonischer Vereinbarung im MVZ des Kreiskrankenhauses an.

In der anschließenden Pause konnten sich die Zuschauer an Infoständen über herzgesunde Ernährung, Herzsportangebote und verwandte Themen informieren. Vertreten waren auch der Förderverein des Kreiskrankenhauses und die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe aus Frankenberg. Regen Zuspruch fand die Kürbissuppe, die Herr Raquet, Chefkoch des Kreiskrankenhauses vorbereitet hatte. Dicht umlagert waren die Plätze zur Messung des Blutzuckerspiegels, die Schülerinnen der Krankenpflegeschule anboten.

Als letzter Redner des Tages hatte Herr Anas Kalhout, Neuro- /Wirbelsäulenchirurg des Kreiskrankenhauses zugesagt. Er berichtete über die verschiedenen Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bei Rückenschmerzen. Für die Zuschauer besonders wichtig waren die Informationen, wann man mit Rückenschmerzen tatsächlich zum Arzt gehen muss und wann es durchaus sinnvoll ist, erst einmal abzuwarten und dem Körper Zeit zur Selbstheilung zu geben. An anonymisierten Fallbeispielen aus seiner Arbeit als Chirurg erläuterte er anschaulich das Vorgehen bei verschiedenen Krankheitsbildern.

Das Publikum nahm nach allen Vorträgen die Chance wahr, die Referenten zu befragen, wodurch sich eine rege Diskussion ergab.

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