Brustzentrum Regio Modell eines Mammakarzinom-Netzwerkes
Die Kooperation mit dem Brustzentrum Regio des Universitätsklinikums Marburg bietet den Mammakarzinom-Patientinnen des Kreiskrankenhauses Frankenberg umfassende medizinische Versorgung auf höchstem Niveau mit dem Vorteil der heimatnahen Behandlung. Das Therapie- und Nachsorgekonzept wird interdisziplinär individuell für jede Patientin erarbeitet und bindet diese aktiv ein. In 2008 konnten ca. 100 Patientinnen von diesem Diagnostik- und Therapie-Angebot profitieren.
Auch in der Behandlung von Patientinnen mit gynäkologischen Tumorerkrankungen werden diese Qualitätsmanagementstrukturen erfolgreich angewendet.
Die Behandlung des Brustkrebses mit seinen jährlich über 75 000 Neuerkrankungen in Deutschland bildet ein komplexes Behandlungssystem mit unterschiedlichsten Komponenten ab, die modular sequentiell und z. T. simultan kombiniert für Frühstadien eine hohe Heilungsrate garantieren können.
Dabei besteht die lokale Therapie aus operativer Intervention und Strahlentherapie, gefolgt von systemischen Ansätzen, die sich aus Chemotherapie, endokriner Therapie und Antikörperbehandlung zusammensetzen. Eingebettet ist die Behandlung in ein anhaltendes Nachsorgekonzept, die Früherkennung von Rezidiven und Komplikationen und den Erhalt der Lebensqualität der Patientin fokussiert.
Im Umland des Universitäts-Klinikums Marburg mit einer Fläche von mehr als 60 km2 gibt es zum Teil logistisch schwer zu erfassende, dünn besiedelte Regionen mit den Städten Biedenkopf, Homberg-Efze, Frankenberg, Bad Berleburg und Korbach. Neben der Versorgung in universitären Zentren werden Patientinnen mit Mammakarzinom in den umliegenden Krankenhäusern mit unterschiedlichen Versorgungsstrukturen betreut.
In der Gesamtregion werden über 550 Neuerkrankungsfälle pro Jahr behandelt.
Um eine qualitativ an die Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Senologie angepasste Behandlung in sämtlichen Häusern sicherzustellen, wurde in der Mittelhessischen Region mit der Schaffung des «Brustzentrums Regio» ein beispielhafter Weg gewählt.
Unter Berücksichtigung der regionalen Versorgungsstrukturen wurde hier ein Modell-Disease-Management in einem Mammakarzinom-Netzwerk entwickelt, welches durch ein Referenz-Koordinationszentrum die Bildung von regionalen Kompetenzzentren fördert.
Hierbei bildet das Koordinationshaus als zertifiziertes Brustzentrum nach den Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Senologie sowie nach DIN EN ISO 9001:2000 die koordinierende Grundstruktur.
Teilnehmende Krankenhäuser, niedergelassene Frauenärzte, sowie angeschlossene Rehabilitationskliniken, die die Aufgabe der Zuweisung und des Follow-Ups betreuen, sind dabei vertraglich in ein enges Qualitätsmanagement-Konzept eingebunden.
Die Partner
5 Kliniken, 6 Rehabilitationskliniken und 75 gynäkologische Praxen
Ihre Aufgabe
Gemeinsame multidisziplinäre Therapieentscheidung bei allen Patientinnen mitBrustkrebs, durch das wöchentliche Tumorboard, an dem die Kooperationsklinken einschließlich Strahlentherapeuten, Hämato-Onkologen, Gynäkologen, Psychoonkologen und Radiologen an einer Konferenz in Marburg verbindlich teilnehmen.
Eine wichtige Nahtstelle der sektorübergreifenden Versorgung ist die postoperative Konferenz, das interdisziplinäre Tumorboard des Brustzentrums Regio, dem ein verbindliches Prozessmanagement hinterlegt ist. Alle Patientinnen der Region mit DCIS, primärem Brustkrebs, Zweitkarzinom, Rezidiv oder Fernmetastasen werden dort vorgestellt. Dabei wird Wert darauf gelegt, dass die Kooperationspartner den Fall der Patientin mit einem Therapievorschlag persönlich darstellen.
Mit dem gewählten Vorgehen wird gewährleistet, dass nicht allein «nach Aktenlage», sondern immer im informierten Kontext, unter Kenntnis der individuellen und persönlichem Faktoren der Patientin, eine konsentierte Behandlungsempfehlung, evtl. mit einer Empfehlung zur Teilnahme der Patientin an einer Studie, gegeben wird. Im Protokoll wird die Empfehlung niedergelegt, die nach evidenzbasiertem Kenntnisstand von Leitlinien und aktueller Studienlage getroffen wurde.
Mit der Empfehlung allein ist der Prozess jedoch nicht abgeschlossen, sondern es schließt sich der Prozess des «Shared-Decision-Making» vor Ort zwischen Arzt/Ärztin und Patientin an.
Erst die informierte Patientinnen-Entscheidung schließt den Prozess ab, die schriftlich festgehalten zur Umsetzung der Behandlung führt. Damit gelingt es, die Inhalte flächendeckend in der Region umzusetzen und eventuelle Behandlungsdefizite, welche sowohl die diagnostischen und operativen, als auch postoperativen Nachbehandlungskonzepte betreffen können, durch die Leistung des Referenzzentrums zu kompensieren.
Aufgrund dieser Vernetzung und Koopertion innerhalb des Brustzentrums Regio und der hier erbrachten jährlichen OP-Zahlen und u.a. der Vorhaltung der Wächterlymphknoten-Operationstechnik ist die gynäkologische Abteilung des Kreiskrankenhauses einer von 3 OP-Standorten in Nordhessen (neben zwei Kliniken in Kassel), die Operationen aus dem Mammographiescreening erbringen können. Dies schafft den Patientinnen unserer Region den Vorteil und die Gelegenheit, heimatnah behandelt werden zu können.
Aufgrund der engen Vernetzung innerhalb des “Brustzentrum Regio” mit wöchentlicher Tumorkonferenz und sehr enger interdisziplinärer Zusammenarbeit können wir flächendeckend die Behandlung von Karzinom-Patientinnen in der Gynäkologie auf gleichem Qualitätsniveau wie z.B. in der Universitätsklinik anbieten.
In diesen Konferenzen werden die Themen sämtlicher gynäkologischer Tumoren abgesprochen. Die Chemotherapie wird nach der hier erfolgten Operation ambulant in unserer Klinik durchgeführt. Sofern anschließend eine Bestrahlung erforderlich ist, vermitteln wir die entsprechende Vorstellung und Therapie in der Strahlenklinik (in aller Regel Marburg, aber auch in Kassel, je nach Wohnhort der Patientin).
Verwendete Quellen von PD Dr. med. Ute-Susann Albert, Leiterin: Brustzentrum Regio