Akademisches Lehrkrankenhaus der Philipps Universität Marburg

Aktiv und informiert gegen den „Plötzlichen Herztod“

20. Herztag des Kreiskrankenhauses

Aktiv und informiert gegen den „Plötzlichen Herztod“

Der 20. Herztag des Kreiskrankenhauses Frankenberg am 15.Novemerber war, wie schon in den vergangenen Jahren ein Publikumsmagnet. 250 Gäste informierten sich in der Ederberglandhalle über das Thema Herzgesundheit. Das Motto lautete in diesem Jahr: „Der plötzliche Herztod – wie kann ich mich davor schützen?“

Nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses Gerhard Hallenberger gratulierte Martin Vestweber von der Deutschen Herzstiftung zum 20-jährigen Jubiläum und würdigte das Engagement der Klinik für Innere Medizin, Abteilung Kardiologie für die Wissensvermittlung auf breiter Basis.

Dr. Harald Schmid, ehemaliger Chefarzt der Kardiologie initiierte den ersten Herztag 1999 und gab einen Rückblick auf die Themen früherer Veranstaltungen und schilderte Anekdoten und Patientengespräche. Besonders interessant war der Rückblick auf Empfehlungen zum Thema Herzgesundheit, die im Laufe dieser Zeit propagiert wurden und inzwischen als wissenschaftlich nicht haltbar revidiert wurden. Er räumte auf mit der Vorstellung, Herzgesundheit ließe sich nur durch Verzicht und Askese erreichen. Er betonte, dass für das Herz Lebensfreude, Humor und auch Genuss sehr wichtig seien. Die regional beliebte „Ahle Worscht“ könne man sich ab und zu gönnen.

Den ersten Fachvortrag gestaltete Frau Dr. Elisabeth Pryss, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin, Abteilung Kardiologie. Sie erklärte, was beim plötzlichen Herztod genau passiert, welche Risikofaktoren bestehen und wie man sich schützen kann. Der plötzliche Herztod ist eine häufige Todesursache und betrifft deutschlandweit jährlich 60.000 Menschen. Bei jüngeren Menschen sind in der Regel angeborene Herzmuskel- oder sogenannte Ionenkanalerkrankungen, die zu Herzrhythmusstörungen führen können, der Auslöser. Den weitaus größeren Teil bilden jedoch ältere Menschen, bei denen eine Koronare Herzkrankheit vorliegt. Ist die Gefahr erkannt, kann man in beiden Fällen durch Therapiemaßnahmen dem Auftreten des Kammerflimmerns und dem resultierenden Herzstillstand vorbeugen. In einigen Fällen ist die Implantation eines Defibrillators (ICD) notwendig und lebensrettend. Dr. Pryss zeigte hierzu eindrucksvolle Videosequenzen, in der im ersten Fall ein Fußballspieler verstarb und im zweiten Fall ein Spieler dank des Implantates (ICD), der einen Elektroschock abgab, die Herzattacke überlebte.  

Um den Einsatz des tragbaren Defibrillators (AED: automatischer externer Defibrillator) ging es im folgenden Vortrag des Gastredners Robert Falk. Sein Fokus lag darauf, dem Publikum klar zu machen, wie wichtig es ist, sofort einzugreifen, wenn man den Zusammenbruch eines Mitmenschen erlebt. Dann muss alles sehr schnell gehen.
Zuerst prüft man, ob die Person noch bei Bewusstsein ist und ob die Atmung funktioniert. Ist beides nicht der Fall, gilt es, sofort einen Notruf abzusetzen und dann mit der Herzdruckmassage zu beginnen. Bestenfalls kann eine weitere Person einen mobilen Defibrillator holen, die an vielen öffentlichen Stellen aushängen. Diesen dann einzusetzen, ist kein Hexenwerk. Das Gerät prüft die Vitalfunktionen und sagt dem Helfer an, wann er die Druckmassage fortsetzen soll oder es gibt dem Patienten einen Elektroschock, um das Herz aus dem Flimmer-Zustand zurück in den normalen Takt zu bringen. Falk berichtete, dass Erfahrungen aus skandinavischen Ländern zeigen, dass man schon bei Grundschulkindern mit der Erklärung der Erste-Hilfe-Maßnahmen beginnen sollte. Kinder sind neugierig und lernen so frühzeitig, keine Scheu zu haben, wenn es gilt helfend einzugreifen. Das gewonnene Selbstvertrauen bewahren sie sich, so dass in diesen Gesellschaften der Prozentsatz der freiwilligen Erst-Helfer wesentlich höher ist.

Sein Vortrag zeigte Wirkung: In der folgenden Pause nutzten viele Besucher die Möglichkeit mit ihm und Thomas Kahl dem Leiter der Zentralen Notaufnahme des Kreiskrankenhauses an einem Dummy die Herzdruckmassage und den Einsatz des Defibrillators zu üben.

Üben mit dem Externen Defibrillator

Weiter Informationsstände hatten der Förderverein des Kreiskrankenhauses, der neu gegründete Besuchsdienst die „Grünen Damen und Herren“, die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe und Frau Beate Schnell, Ernährungs- und Diabetesberaterin des Kreiskrankenhauses aufgebaut. Frau Schnell präsentierte herzgesunde Kost und verteilte zusammen mit dem Küchenleiter Frank Raquet eine leckere gesunde Kürbissuppe an die Besucher. Dicht umlagert waren auch drei Schülerinnen des Schulzentrums für Pflegeberufe, die kostenloses Messen des Blutzuckerspiegels und des Blutdrucks anboten.

Beate Schnell                 

Nach der Pause erklärte Dr. Marc Irqsusi, Herzchirurg vom Uniklinikum Marburg, wie er und seine Kollegen Störungen und Schäden am Herzen und den zugehörigen Blutgefäßen operieren, die unbehandelt zum (erneuten) Herzstillstand führen können. Mit Bildern und Videosequenzen von Operationen erklärte er eindrucksvoll, was die moderne Herzchirurgie vollbringen kann. Ob Bypass-Operationen, das Einsetzen neuer Herzklappen oder die Rekonstruktion beschädigter Gefäße, alle Verfahren bedürfen filigraner Feinarbeit, die immer häufiger auch endoskopisch (Schlüsselloch-Technologie) durchgeführt werden, was Komplikationsraten und Genesungsdauer senkt. Frau Dr. Pryss, bedankte sich herzlich für die sehr gute Zusammenarbeit mit der Marburger Herzchirurgie.

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