"Blindenführung" im Kreiskrankenhaus
Pflegeschüler üben den Umgang mit sehbehinderten Patienten
Frankenberg, 10. April 2019. Patienten und Besucher waren sicherlich überrascht, als Ihnen Jugendliche begegneten, die jeweils zu zweit im Krankenhaus unterwegs waren, wobei jeweils einer eine Augenmaske trug. Die Schülerinnen und Schüler des Schulzentrums für Pflegeberufe am Kreiskrankenhaus absolvieren während ihrer Ausbildung eine Unterrichtseinheit mit dem Titel: „Umgang und Unterstützung bei Menschen mit Sehbeeinträchtigungen“. Weitere Einheiten gibt es zum Beispiel zu Hör- oder Sprachstörungen. Die Übung dient dazu, dass sich die Lernenden zunächst über Selbsterfahrungsübungen sowohl in die Situation eines sehbeeinträchtigen Menschen als auch in die Rolle der unterstützenden Pflegekraft hineinversetzen. Wie fühlt es sich an, die Umwelt nicht mit den eigenen Augen erfassen zu können? Welche Situationen lösen Unsicherheit und Angst aus? Welche Hilfen durch den Führenden sind besonders effektiv.
In der Nachbesprechung werden die Erfahrungen gesammelt und ausgewertet. Die Schüler und Schülerinnen des aktuellen Kurses fanden es besonders schwierig, wenn sie in der Rolle des Sehbehinderten Treppen steigen sollten oder in einem Wartebereich alleine gelassen wurden. Hilfreich war hingegen, wenn die Pflegekraft langsam ging, in Körperkontakt blieb und den Weg und die Örtlichkeiten präzise kommentierte, damit die geführte Person wusste, wo man sich gerade befand. Durch die Selbsterfahrung prägt sich die Empfindung tief ein und fördert so das sich Einfühlen in die Situation des Betroffenen.
Nach dieser Übung zu Beginn der Unterrichtseinheit lernen die angehenden Gesundheits- und Krankenpflege (-helfer) praktische Regeln zum Führen einer sehbehinderten Person, aber auch hilfreichen Umgangsformen (siehe Hintergrund). „Es ist wichtig, Menschen mit Sehbeeinträchtigungen zu vermitteln, dass sie respektiert werden und alle nötigen Hilfestellungen – insbesondere Sturzprophylaxe – erhalten, unabhängig davon, ob die Sehbehinderung seit Kurzem oder Längerem besteht. Genauso wichtig ist es, niemandem Hilfe „aufzudrängen“, denn nicht jeder Sehbehinderte wünscht Unterstützung. Dies ist als Selbstständigkeit zu werten und zu akzeptieren. Wird die Sehbehinderung länger andauern, ist es wichtig, dass der Patient so unabhängig von der Hilfe anderer ist, wie möglich. Die Unterstützung sehbehinderter Patienten stellt besonders hohe Anforderungen an Pflegende. Feingefühl und Einfühlungsvermögen sind wichtig.“ erklärt die Berufspädagogin für Pflege Christina Winter.
Hilfreiche Umgangsregeln mit Sehbehinderten (auch für Angehörige) - Beispiele
Quelle: Pflege I care (2015) und Pflege Heute (2012) |