Fortbildung zum Thema Adipositas
Expertenwissen für Ärzte und Pflegekräfte
Das Kreiskrankenhaus Frankenberg gab Ärzten und Pflegekräften bei einer offenen Fortbildungsveranstaltung die Gelegenheit, sich tiefergehend mit dem Thema Adipositas zu beschäftigen. Eingeladen hatte der Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiter des Adipositas-Zentrums am Kreiskrankenhaus Frankenberg, Herr Dr. med. Arkadiy Radzikhovskiy. Unter den Teilnehmenden der gut besuchten Veranstaltung waren Ärzte und Pflegekräfte der Kreisklinik, Kollegen aus anderen Kliniken und niedergelassene Haus- und Fachärzte.
Adipositas: Ein wachsendes Problem
Herr Dr. Radzikhovskiy eröffnete mit einem Überblick über die große Relevanz des Themas Adipositas in der Bevölkerung der Bundesrepublik. Nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes leben in Deutschland mehr als die Hälfte aller Erwachsenen mit Übergewicht, wobei Männer mit 60 % deutlich häufiger betroffen sind als Frauen. „Bei adipösen Patienten sehen Ärzte in ihrer Praxis schon bei moderatem Übergewicht (Body-Mass-Index über 25) eine Häufung der mit Adipositas assoziierten Erkrankungen wie Diabetes Typ 2, Gelenkbeschwerden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Rein wissenschaftlich wird die Adipositas inzwischen als chronische endokrine Erkrankung des Fettgewebes definiert.“
Therapien und neue Erkenntnisse
Den Auftakt machte Diabetologin Silvia Hewel-Hildebrand, die über konservative und medikamentöse Therapieformen berichtete. Sie verglich die zugelassenen Medikamente in Wirkweise, ihrem Nebenwirkungsprofil und der möglichen Gewichtsreduktion und legte den Schwerpunkt auf den aktuellen Forschungsstand des noch jungen Teilgebietes der Adipositasforschung. Frau Hewel-Hildebrand arbeitet als niedergelassene Diabetologin in Marburg und bietet auch eine Sprechstunde im Kreiskrankenhaus an.
Im Anschluss präsentierte Dr. Radzikhovskiy die modernen Verfahren der Adipositaschirurgie näher. Anhand von Fallbeispielen seiner Patienten vertiefte er das Thema praxisnah und erläuterte, wie die Patienten am Adipositaszentrum in Frankenberg von der Erstuntersuchung über die Operation bis zur langjährigen Nachsorge betreut werden.
Als erfahrener Adipositaschirurg war Prof. Dr. med. Bernd Reith, Chefarzt der Allgemein-, Viszeralchirurgie und Proktologie an den Agaplesion Diakonie Kliniken Kassel zu Gast. Er vertiefte die Thematik der Adipositaschirurgie, indem er über Revisionseingriffe berichtete. Diese können notwendig werden, wenn nach der ursprünglichen Operation Probleme auftauchen, die wiederum chirurgisch therapiert werden können. Der Zweck eines Revisionseingriffes kann die Wiederherstellung der gewichtsreduzierenden Funktion einer Operationstechnik oder die Beseitigung von eingetretenen Komplikationen oder Nebenwirkungen sein.
Abschließend sprach Beate Schnell, Diätassistentin am Kreiskrankenhaus Frankenberg und Mitglied des multiprofessionellen Teams des Adipositas-Zentrums. Sie erklärte anschaulich die notwendigen Anpassungen des Ernährungsverhaltens der Patienten vor und insbesondere nach einem adipositaschirurgischen Eingriff. Neben der Kalorienreduktion gilt es hier, die adäquate Nährstoffversorgung zu gewährleisten und unerwünschte Symptome des Verdauungssystems durch eine angepasste Kostform zu vermeiden.
Austausch und Ausblick
Nach den Vorträgen nutzen die Teilnehmenden die Gelegenheit zum Austausch, um Fragen zu stellen, sowie zum fachlichen Austausch mit Referenten und den Kollegen. Die positive Resonanz zeigt: Fortbildungsveranstaltungen mit externen Teilnehmern fördern nicht nur den Wissenstransfer, sondern stärken auch die Zusammenarbeit zwischen Klinikärzten und niedergelassenen Ärzten.