Stroke Unit modernisiert
Optimale Abläufe für Schlaganfall-Patienten im Kreiskrankenhaus Frankenberg
Im Kreisrankenhaus wurden Prozesse angepasst, Personal aufgestockt sowie räumliche Änderungen vorgenommen, um für Schlaganfall-Patienten optimale Voraussetzungen für ihre Versorgung zu schaffen. Bei einem Rundgang sprachen wir mit dem Chefarzt der Klinik für Anästhesie & Intensivmedizin Dr. med. Hannes Gabriel, dem Sektionsleiter der Neurologie Dr. med. Wael Marouf, der Pflegedienstleiterin Silvia Vesper und dem pflegerischen Leiter der Intensivstation, sowie der Stroke Unit Timo Sarac.
„Im neuen Stroke Bereich sind drei separate Überwachungsplätze für Schlaganfallpatienten geschaffen worden. Da bei der Schlaganfallbehandlung der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle spielt, ist es sinnvoll, sämtliche Abläufe gut zu strukturieren, das Personal zu schulen und ein räumlich sowie technisch optimales Umfeld zu schaffen. Seit Mai entwickelten wir die Abläufe und das organisatorische Konzept für diesen Bereich weiter und haben viele Feinjustierungen vorgenommen“, erklärt Timo Sarac. „Grundlegend war für uns eine reibungslose Zusammenarbeit des gesamten Behandlungsteams, um einen optimalen Therapieerfolg für den Patienten sicher zu stellen. Dieses Team besteht aus unserem Neurologen Dr. med. Wael Marouf, Assistenzärzten, Fachpflegepersonal, Logopäden, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und den Mitarbeitern der Radiologie.“
Neue Mitarbeiter
„Für die personelle Ausstattung wurden mehrere Pflegekräfte neu eingestellt, welche durch die Kollegen der Intensivstation fachgerecht eingearbeitet wurden. Zudem wechselte eine unserer eigenen Pflegekräfte von einer Normalstation hierher. Neben der Einarbeitung verfügen diese Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen teilweise bereits über die Fachweiterbildung Anästhesie / Intensiv oder sind dabei, diese zu erwerben“, berichtet Silvia Vesper.
Räumlich liegt die modernisierte Stroke Unit nun auf einer Ebene und im gleichen Gebäudetrakt wie die Notaufnahme, die Röntgenabteilung und der OP sowie in unmittelbarer Nähe zur Intensivstation. So sind die Wege für den Patienten und die Mitarbeiter sehr kurz, was für alle Beteiligten Vorteile bringt.
„Time is brain“
„Time is brain“ (Zeit ist Hirn), so lautet der knappe aber sehr treffsichere Slogan zur Behandlung von Patienten mit akutem Schlaganfall. Jede Minute zählt, vom Auftreten der ersten Symptome bis zum Start der Therapie. Wird ein Patient mit Verdacht auf einen Schlaganfall ins Kreiskrankenhaus eingeliefert, ist das Optimum, binnen 30 Minuten alle notwendigen Untersuchungen durchzuführen, um eine gesicherte Diagnose stellen zu können und die ersten Maßnahmen einzuleiten. Die klassischen Zeichen eines Schlaganfalls können sehr vielfältig sein, in Bezug auf Intensität und Symptomatik. Das Erscheinungsbild der Erkrankung kann von Sprachstörungen und Kopfschmerzen, bis hin zu Sehstörungen, Schwindel und Lähmungen von Gliedmaßen variieren. Ausgelöst werden diese durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn. Je nachdem welches Areal schlecht versorgt wird, treten unterschiedliche Symptome auf.
Maßnahmen in der Klinik
Hat der Patienten den Rettungsdienst gerufen, kündigt dieser den Patienten schon in der Kreisklinik an, damit dort alle benötigten Mitarbeiter parat stehen und insbesondere der Computertomograph einsatzbereit ist. Die Auswertung der Bilder ist entscheidend für die weitere Behandlung. Mit einer kontrastmittelgestützten Aufnahme der Gefäße im Gehirn kann man feststellen, ob ein durch ein Blutgerinnsel verstopftes Gefäß vorliegt. Ist dies der Fall, handelt es sich um einen sogenannten ischämischen Schlaganfall (Hirninfarkt). Es wird sofort die medikamentöse Therapie zur Auflösung des Gerinnsels begonnen, die sogenannte Lyse. „Diese Therapieform ist bei über 90 Prozent unsere Schlaganfallpatienten mit einem Gefäßverschluss ausreichend, um den Embolus aufzulösen und kann komplett bei uns in der Stroke Unit erfolgen. Mit anerkannten Methoden zur neurologischen Verlaufskontrolle werden die Erkrankten engmaschig beurteilt, um Warnzeichen früh zu erkennen und Komplikationen zu vermeiden,“ erklärt der Sektionsleiter Neurologie Dr. med. Wael Marouf. „Ist zusätzlich eine interventionelle Therapie erforderlich, also die mechanische Entfernung des Gerinnsels, überführen wir die Patienten in ein Zentrum, wo Neuroradiologen und Gefäßchirurgen zum Einsatz kommen. Hierbei werden das Klinikum Kassel sowie die Uniklinik Marburg in Betracht gezogen. Ist eine Hirnblutung durch ein beschädigtes Gefäß die Ursache für die oben genannten Symptome, was man auf den Bildern ebenfalls schnell erkennt, ist eine ganz andere Therapie notwendig. Eine Blutverdünnung wäre hier kontraindiziert und könnte sogar fatale Folgen haben. Dies ist auch der Grund, warum nicht schon der Notarzt bei einem Schlaganfall-Verdacht, einen Blutverdünner gibt. In sorgfältig ausgewählten Fällen ist eine operative Behandlung erforderlich. Unsere Neurochirurgen werden dann zum Einsatz kommen.“
Erweiterte Nutzung möglich
„Die Stroke Unit ist in der Regel gut belegt. Gibt es freie Bettenkapazitäten in diesem Bereich, können wir diese Ressourcen ebenso für weitere überwachungsbedürftige Patienten nutzen. Durch die räumliche Nähe zum OP und Aufwachraum, ist auch postoperativ ein verlängertes Monitoring nach größeren Eingriffen möglich,“ vertieft der Intensivmediziner Dr. med. Hannes Gabriel die Thematik. „Da die Stroke Abteilung eng mit der Intensivstation korrespondiert, ergibt dies ein weiteres Plus für die Patientensicherheit, da im Notfall umgehend das gesamte intensivmedizinische Potential unserer Klinik zur Verfügung steht.“